- 10.11.2021
- Guide
Das Gold der Ostsee: Bernsteine suchen
Bernstein ist ein echter Alleskönner. Egal ob als Schmuckstück, Heilstein oder ganz persönlicher Fossilienträger, der einen Einblick in die Vergangenheit bietet – der Edelstein zählt nicht umsonst zu den Beliebtesten.
Der Herbst ist die perfekte Jahreszeit, um sich auf Bernsteinsuche zu machen – egal ob als spaßige Aktivität mit der ganzen Familie oder allein. Hier an der Ostsee habt ihr die Möglichkeit, die wunderschönen Steine mit den so vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten zu finden und damit ein ganz besonderes Andenken mit nach Hause zu bringen. Bei uns erfahrt ihr, was Bernstein so alles kann.
Das erfahrt ihr in diesem Beitrag:
Was ist Bernstein überhaupt?
Bernstein, auch Agstein, Luchsstein oder Weisklar genannt, ist ein Schmuck- und Heilstein und zählt zu den ältesten und begehrtesten der Welt. Man findet den goldbraunen Edelstein auf der ganzen Welt verteilt, unter anderem in Südamerika, Südafrika, Thailand und Osteuropa – und natürlich auch hier bei uns an der Ostsee.
Wusstet ihr, dass Bernsteine viele Millionen Jahre an Entstehung hinter sich haben? Deshalb sind sie auch ein fossiles Produkt. Bernstein erkennt ihr in den meisten Fällen an seiner gelben bis bräunlichen Farbe, auch wenn er eine hohe Bandbreite an Nuancen aufweist. Wenn ihr ihn länger lagert, nimmt er mit der Zeit einen rötlichen Farbton an und im Licht kann er sogar bläulich schimmern.
Aber wie ist Bernstein entstanden?
Bernstein ist vor ungefähr 55 Millionen Jahren entstanden. Die Ältesten sind sogar 400 Millionen Jahre alt. Angefangen hat alles damit, dass Harz aus Bäumen ausgetreten ist. Es wurde daraufhin durch Sonne und Hitze immer klarer und Luftbläschen sind verschwunden. Von Sedimenten bedeckt wurde der Stein mit der Zeit immer stärker gepresst. Dadurch ist er ausgehärtet und wurde dann von Steinen, Staub und Kieseln abgeschliffen – das Ergebnis: Der wunderschöne Bernstein in seiner heutigen Form.
Oft wurden auch Insekten und manchmal sogar Eidechsen vom Harz eingeschlossen. Sichtbar werden sie meistens beim Polieren oder Schleifen mit Schmirgelpapier. Wer Glück hat, muss, um Fossilien zu sehen also nicht mehr ins Museum, sondern kann diese an der Ostsee finden und sogar mit nach Hause nehmen.
Was hat es mit der Heilwirkung von Bernsteinen auf sich?
Von Bernstein können sowohl Körper als auch Psyche profitieren.
Wirkung auf den Körper
Bernsteine sind unter anderem für ihre schmerzstillende Wirkung bekannt und fördern damit auch das Wohlbefinden. Sie können zum Beispiel auf der Gelenkoberfläche eingesetzt werden und dort gegen Schmerzen wirken. Bei Neugeborenen können Bernsteine Schmerzen, die beim Wachstum der Zähne auftreten, entgegenwirken. Außerdem könnt ihr den Stein gegen Hautreizungen und Allergien verwenden.
Wirkung auf seelischer Ebene
Bernstein wird nachgesagt, dass er ein Stein der Lebensfreude und des Optimismus ist. Man sagt auch, dass er Ängste lindern und für kreative Ideen sorgen kann. Wenn man ihn als Schmuck trägt, kann man wahrhaftig erleben, wie er einem die Last von den Schultern nimmt. Im Vergleich zu anderen Steinen ist Bernstein nämlich federleicht. Manchen Menschen gibt es auch einfach ein sicheres Gefühl, den Bernstein bei sich zu tragen und zwischendurch berühren zu können. Er soll außerdem gegen Niedergeschlagenheit wirken und einem dabei helfen, neue Motivation zu tanken.
Wo findet ihr Bernsteine in und um Rügen?
Wenn ihr auf den Strandabschnitten zwischen Sellin und Göhren, Binz und Mukran und rund um Glowe die Augen nach den gelben Steinen offen haltet, könnt ihr Glück haben. Hier ist die Chance, einen Bernstein zu finden, nämlich besonders hoch.
Auch an der Westküste vom Darß, auf der Höhe von Prerow, ist die Wahrscheinlichkeit auf einen Fund sehr hoch. Hier ist ein glücklicher Finder vor einigen Jahren sogar auf einen 2,5 Kilo schweren Bernstein gestoßen. Ihr könnt euch das Exemplar im Prerower Bernsteinmuseum ansehen.
Warum eignet sich die Herbst- und Winterzeit besonders für die Bernsteinsuche?
Anders als der Sommer kann der Herbst an der Ostsee stürmisch zugehen. Die perfekte Bedingung also, um Bernstein sammeln zu gehen. Trotzdem solltet ihr nicht nur den Strand absuchen, sondern auch ein paar Schritte ins Wasser wagen. Hier könnt ihr Bernstein erwischen, der gar nicht erst bis an den Strand gespült wurde. Weil die Wassertemperatur im Herbst erheblich kühler ist als im Sommer, schwimmt der Bernstein im Wasser – das macht es um einiges leichter für euch, die Edelsteine zu entdecken. Ein weiterer Grund also, wieso ihr im Herbst bei eurer Bernsteinsuche besonders erfolgreich sein könnt. Also – zieht euch eure Wathose an, schnappt euch einen Bernstein-Kescher und euch steht nichts mehr im Wege.
Ein kleiner Tipp am Rande: Orientiert euch am besten an Pflanzenteilen und Schwemmgut. Der Bernstein schwimmt nämlich oft genau da, wo auch Holz oder Seegras treibt. Haltet dort die Augen besonders weit offen!
Wenn ihr das Ganze lieber nachts angeht, vergesst nicht, eure UV-Lampe und eine UV-Schutzbrille einzupacken.
Wann ist der beste Zeitpunkt zum Bernsteinsammeln?
Eine perfekte Tageszeit zum Bernsteinsammeln gibt es nicht. Seid ihr Frühaufsteher, könnt ihr die leeren Strände am Morgen für euch nutzen. Denn dann laufen euch nur wenige oder gar keine anderen Touristen und Bernsteinsammler über den Weg. Der Herbst bietet euch allerdings sowieso den Vorteil, dass die Anzahl an Menschen auch zu allen anderen Tageszeiten überschaubar bleibt. Wenn ihr die Abendstunden bevorzugt, um euch auf die Suche nach den Edelsteinen zu machen, könnt ihr den Vorteil der Dunkelheit nutzen. Wenn ihr den Bernstein mit eurer UV-Taschenlampe anleuchtet, strahlen sie nämlich grün- bis bläulich.
Wie erkennt man echten Bernstein?
Hat man einen gelblichen Stein am Strand gefunden, stellt sich die Frage: Ist das nun echter Bernstein? Denn es tümmeln sich so einige Doppelgänger an den Ostseestränden, zum Beispiel Steine aus eisenhaltigem Quarz-Geröll. Manchmal ist es gar nicht so leicht, echten Bernstein zu erkennen. Doch es gibt ein paar hilfreiche Tipps, die euch bei der Identifizierung helfen können:
- Bernsteine sind leicht: Nicht umsonst wird Bernstein so gern als Schmuckstein verwendet. Er ist erstaunlich leicht – viel leichter als Glas.
- Kochsalz-Probe: Um zu prüfen, ob es sich bei eurem Fund um echten Bernstein handelt, könnt ihr ihn in ein Glas Salzwasser legen. Wenn er nicht untergeht, handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um Bernstein; wegen der geringen Dichte des Salzwassers schwimmt er nämlich oben. Hierfür könnt ihr einfach 170 Gramm Salz in einem Liter Wasser auflösen.
- Papierschnipsel-Test: Was sollen Papierschnipsel mit Bernstein zu tun haben? Ganz einfach: Wenn ihr Bernstein an Baumwolle, Seide oder Wolle reibt, lädt er sich elektrostatisch auf. Dann zieht er Papierschnipsel, aber auch Woll- und Staubflusen an und ihr habt die Gewissheit, dass ihr echten Bernstein in der Hand haltet.
- UV-Licht-Test: Wie ihr bereits wisst, leuchtet Bernstein unter UV-Licht grün- bis gelblich oder sogar bläulich. Wenn ihr eure UV-Taschenlampe bei der Suche dabei habt, könnt ihr also direkt vor Ort prüfen, ob es sich lohnt, das Steinchen mit nach Hause zu nehmen.
Es ist nicht immer leicht, echten Bernstein zu erkennen. Manchmal kann eine Verwechslung sogar richtig gefährlich werden. Wieso? Das erfahrt ihr jetzt.
Wie unterscheiden sich Bernsteine von Phosphorresten?
Manchmal ist es gar kein Bernstein, der da an den Strand gespült wird, sondern Phosphoreste, sogenannter “Weißer Phosphor”, um es ganz genau auszudrücken: Bombenreste aus dem Zweiten Weltkrieg.
1943 wurden viele dieser phosphorhaltigen Brandbomben auf Peenemünde abgeworfen. Sie sind dann teilweise explodiert und der Phosphor ist auf den Grund der Ostsee gesunken. Auch Bomben, die nicht explodiert sind, liegen noch auf dem Boden der Ostsee und können noch immer Phosphor freisetzen. Die Tücke daran: Die Phosphorreste sehen dem schönen Bernstein zum Verwechseln ähnlich und sind im wahrsten Sinne des Wortes brandgefährlich.
Verbrennungen durch Phosphor
Wenn Phosphor trocknet, verbindet er sich mit Sauerstoff und entzündet sich bei Temperaturen ab 34 Grad. Es entsteht dann ein 1300 Grad heißes Feuer, was nur schwer zu löschen ist. Verbrennungen mit Phosphor zerstören das Gewebe noch stärker, als dies bei herkömmlichen Brandwunden der Fall ist.
Vergiftung durch Phosphor
Phosphor ist hochgiftig und sollte daher nie in die Hände eurer Kinder geraten. Wenn sie ein Stückchen des oft harmlos aussehenden Materials verschlucken, kann das zu Störungen in Magen und Darm, Leberschäden, Stoffwechselstörungen und Schäden an Herz und Nieren führen.
Aber wie kann man sich schützen?
Schützen kann man sich vor der Täuschung ganz leicht. Achtet in erster Linie darauf, dass Kinder erst in Kontakt mit den Steinen kommen, wenn ihr sicher seid, dass es sich auch wirklich um Bernstein handelt.
Steckt außerdem niemals Steine in die Hosen- oder Jackentasche, bei denen ihr euch nicht sicher seid, ob das auch echter Bernstein ist, den ihr da gefunden habt. Habt lieber immer ein mit Wasser gefülltes Marmeladenglas dabei. Das Wasser verhindert, dass der Stein trocknet und das Glas schützt euch vor möglichen Verbrennungen.
Trocknet eure Fundstücke dann auf einer feuerfesten Unterlage oder im Freien. Sind sie getrocknet und haben sich nicht entzündet, könnt ihr sicher sein, dass es sich schon mal nicht um Phosphor handelt – Puh!
Was kann ich im Notfall machen?
Ruft im Notfall als erstes den Notarzt. Brennende Kleidung sollte zudem ausgezogen werden und ganz wichtig: Löscht das Feuer immer nur mit Sand – Wasser ist euch hier keine Hilfe und verschlimmert das Ganze lediglich, da sich Phosphor in Kombination mit Wasser zu ätzender Phosphorsäure umwandelt. Achtet darauf, alle Reste zu entfernen, da sie sich, sobald sie wieder mit Sauerstoff in Berührung kommen, wieder entzünden können.
Hier erfahrt ihr mehr über das Thema Bernstein
Doch zurück zu den schönen Seiten des beliebten Edelsteins. Wer nicht nur auf Bernsteinsuche gehen möchte, sondern noch mehr über ihn erfahren will und ganz besondere Exemplare zu Gesicht bekommen möchte, für den sind zum Beispiel die Bernsteinmuseen Ribnitz-Damgarten und Sellin genau das Richtige. Hier erfahrt ihr Spannendes über Bernstein und seine Bedeutung für den Menschen.
Bernsteinmuseum Sellin
Im Bernsteinmuseum Sellin auf Rügen findet ihr eine große Auswahl an Ausstellungsstücken, die euch einen Einblick in die Entstehungsgeschichte des Bernsteins geben. Hier könnt ihr euch auf eine Reise durch die Kunst- und Kulturgeschichte des Gold des Nordens begeben. Wer ein Andenken mit nach Hause nehmen möchte, kann im Fachgeschäft des Goldschmiedemeisters Jürgen Kintzel Bernstein kaufen und ihn in der Werkstatt anpassen lassen.
Das Gold der Ostsee wartet auf euch
Bernstein ist zu schön, um ihn im Regal verstauben zu lassen. Eine hervorragende Methode, um sich den Bernstein zunutze zu machen und sich jeden Tag an seiner Schönheit zu erfreuen, ist Bernsteinschmuck.
Wer das Glück hatte und ein paar Exemplare des Edelsteins aus dem Ostseeurlaub mit nach Hause nehmen durfte, kann sich daraus selbstverständlich seinen Schmuck selbst herstellen.
Doch auch für diejenigen unter euch, die keinen Edelstein ergattert haben, gibt es eine Lösung. Denn neben der Möglichkeit, den Schmuck selbst herzustellen, könnt ihr diesen ganz bequem bei uns erhalten. In der Schmuckvitrine im Grand Hotel Binz könnt ihr euch euer Lieblingsstück aussuchen und ein Andenken an die Ostsee mit nach Hause nehmen.
Neben der Schmuckvitrine im Grand Hotel Binz findet ihr auf der Insel den Laden “Bernstein-Rügen”, der sich direkt neben dem Kurhaus befindet. Die große Auswahl an Bernsteinstück hält ganz bestimmt das Richtige für euch bereit.
Beitragsbild: © Shutterstock, Belyak Olga